Verschiedenes

Bantam – Rasse des Jahres 2007

 

Die kleinen, kecken Urzwerge sind, wie viele andere Rassen auch, in Ostasien ent­standen. Ob sie in Japan oder direkt in Java entstanden sind ist nicht genau bekannt. Sicher ist aber, dass das Huhn von englischen und holländischen Handelsschiffen Mitte des 19. Jahrhunderts nach Europa gebracht wurde. Die Zuchtidee war ein klei­nes Zwerghuhn von zutraulichem Wesen, mit auffallenden Kopfpunkten, im Beson­deren den großen, weißen Ohrscheiben, einem keilig verlaufenden Rosenkamm mit feinen Perlen und einem runden, ansteigenden Dorn zu züchten. Die ausgerundete Rückenlinie und der gut ausgebildete Zirkelschlag des Hahnes runden das Erschei­nungsbild ab. Die gesenkt getragen Flügel verleihen dem Tier den geforderten ke­cken Ausdruck.

Bild großBild großDie schwarzen Bantam verkörpern den am Besten durchge­züchteten Farbenschlag. Es werden hier die höchsten Ansprü­che an die Form und Kopfpunkte gestellt. Zudem wird eine tief­schwarze Farbe mit käfergrünem Glanz bei einer sehr breiten Feder verlangt

 

Bild großDie weißen Bantam sind mit Sicherheit der zweit älteste Far­benschlag nach den Schwarzen. Gut ausgebildete Formen und Kopfpunkte sind bei diesem Farbenschlag anzutreffen. Besonderes Augenmerk wird auf die reinweiße Farbe gelegt. Jeder gelbliche Anflug ist verpönt und wird bei der Bewertung gestraft.

 

Bild großDie gelben Bantam verzeichnen in den letzten Jahren einen sprunghaften Anstieg an Züchtern. Die geforderte Bantamform konnte sich noch nicht in allen Zuchten fes­tigen. Insbesondere sind hier Tiere mit einem sehr hohem Stand und angelaufen Läufen anzutreffen. Die dunkle Lauffarbe kommt durch das Einkreuzen anderer Far­ben und kann natürlich bei der Bewertung nicht toleriert werden. Auch sind hier durch die Bank noch sehr unförmige und grob geperlte Kämme anzutreffen. Es wird ein gleichmäßige Farbe angestrebt, ob diese nun etwas dunkler oder heller ist spielt keine Rolle. Allerdings muss es gelb und nicht rot bzw. braun sein. Die Ausnahme bilden die Flügeldecken des Hahnes. Diese dürfen in der Farbe etwas intensiver sein, aber nicht rot.

 

Bild großDie blau-gesäumten Bantam sind den Schwarzen im Zuchtstand ebenbürtig. Höchste Ansprüche an die Form und Kopfpunkte können hier gestellt werden. Es wird eine gleichmäßige blaue Grundfarbe verlangt, die dem Tauben­blau ähnlich sein sollte. Jeglicher Anflug von Rost und Schilf werden gestraft. Es wird eine klare und deutliche Säumung verlangt, je intensiver desto besser. Die Behänge des Hah­nes werden samtschwarz verlangt.

 

Bild großDie gesperberten Bantam haben in den vergangenen Jahren einen gewaltigen Schritt nach vorne getan. Form, Typ und auch Kopfpunkte werden hier bereits in Perfektion gezüchtet. Es wird eine möglichst gleichmäßige, leicht bogige Sperberung gefordert, die auch in den Schwanzfedern vorhanden sein muss. Die Zeichnung wird aber grundsätzlich nicht scharf abgesetzt gefordert. Bei den Hennen ist das Sperberungsverhältnis 2 Drittel dunkel und 1 Drittel hell, des­wegen sind die Hennen deutlich dunkler als die Hähne. Braun im Gefieder und blaue Läufe sind bei diesem Farbenschlag ein Mangel.

 

Bild großDie wildfarbigen Bantam sind ein wenig verbreiteter Farben­schlag. Aus diesem Grund gibt es wahrscheinlich auch in der Qualität gravierende Unterschiede. Kleine, grobe Kopfpunkte und mangelhafte Schwanzausbildung bei den Hähnen ist hier die Regel. Die Farbe des Hahnes sollte wie bei den deutschen Zwergen sein. Ein deutlicher Schaftstrich ist zu fordern, außerdem müssen die Flügeldecken unbedingt rotbraun sein. Bei den Hennen ist eine Lachsbrust zu fordern. Das Mantelgefieder ist dunkelbraun mit schwarzer Rieselung, gelbem Nerv und schwarzem Saum.

 

Bild großBild großDie goldhasigen Bantam haben prima Formen und Farben. Ein Wunsch bei diesem Farbenschlag ist, die Kopfpunkte im Allgemeinen noch zu vergrößern.  Neben dem schwarzen Schaftstrich, der zum Grunde zu schwarz meliert sein muss, wird beim Hahn auch eine schwarze Brust verlangt. Grünglanz muss im Schwanz und den Bin­den vorhanden sein. Die Henne hat eine Lachsbrust, Schaftstriche wie beim Hahn und eine feine schwarze Rieselung mit gelber Nervzeichnung. Rost auf den Decken oder eine reichlich dunkle Hals- und Mantelfarbe wird hier sofort gestraft.

 

Bild großDie blau-goldhalsigen sind mit Sicherheit einer der schwierigsten Farbenschläge. Zu den üblichen Problemen kommt hier noch zusätzlich die Spalterbigkeit der blauen Farbe hinzu. Der Farbenschlag ist aus diesem Grund auch nur wenig verbreitet. Grundsätzlich ist das Farbbild wie bei goldhalsig, wobei die schwarzen Partien hier blau sind. Eine zusätzliche Schwierigkeit ist Schilf in den Sicheln und in den Schwingen, was immer ein Mangel ist. Die Formen können hier aber überzeugen, die Mängel sind fast immer im farblichen Bereich an­gesiedelt.

 

Bild großDie silberhalsigen Bantam haben noch nicht voll ausge­reifte Formen. Dies trifft vor allem bei den Hennen zu. Oft hat man übergroße Tiere oder lange Rückenpartien. Die Kopfpunkte der Hennen wünschen wir uns noch ausge­prägter, vor allem die Ohrscheiben. Die Kämme der  Hähne sollten im Allgemeinen feiner und zarter sein, ins­besondere die Perlung. Es wird ein reines silberweiß ohne jede andersfarbigen Einlagerungen gefordert. Die Schaftstriche werden schwarz, zum Grund hin fein graumeliert verlangt. Die Henne soll feine schwarze Rieselung und weiße Nervzeichnung haben.  Rost auf den De­cken, Flitterbildung und zu helle Lachsbrust werden gestraft.

 

Beld großDie orangehalsigen Bantam haben den richtigen Typ, ansprechende Formen und Kopfpunkte. Ausreißer gibt es eigentlich nur bei den Hennen mit Vertreterinnen, die  körperlich zu groß sind. Wie bei allen halsigen Farbenschlägen wird eine saubere Grundfarbe gefordert. Die Schaftstriche sind schwarz, zum Grund hin schwärzlich braun meliert. Schwarze Rieselung, blassgelbe Nervzeichnung und eine intensive Lachsbrust muss bei der Henne vorhanden sein. Verpönt ist bei diesem Farben­schlag Bänderung statt Rieselung, auch schon der Ansatz dazu und rostige Decken.

 

Bild großDie weiß-schwarzcolumbia Bantam (Hell) können durchaus mit ihren Formen und Kopfpunkten überzeugen. Die Schwierigkeit liegt hier eindeutig im farblichen Bereich. Beim Hahn wird ein rein silberweißer Kopf mit schwarzen Schaftstrichen und Grün­glanz gefordert. Es wird wie auch bei der Henne eine reinweiße Grundfarbe ohne jeden gelben Anflug verlangt. Ein Hauptproblem bereitet uns das Sichelweiß, das gestraft wird, wenn es sichtbar ist.

 

Bild großDie gelb-schwarzcolumbia Bantam sind weiter verbreitet als ihre hellen Vettern. Auch hier sind sehr gute Formen anzutref­fen. Die Kopfpunkte der Hennen müssen noch größer werden, die Kopfpunkte der Hähne noch feiner – vor allem im Kamm­körper. Das Farbbild ist identisch mit dem der Hellen, wobei das Weiß hier durch Gelb ersetzt wird. Es ist eine gleichmäßig gelbe Farbe angestrebt, ohne rote oder braune Einlagerungen. Die Flügeldecken des Hahnes erscheinen etwas dunkler, in der Farberscheinung wie bei den Gelben.

 

Bild großDie birkenfarbigen Bantam sind leider nicht weit verbreitet. Da hier mit schwarzen Tieren eingekreuzt werden kann, sollten die Formen stimmen. Dies ist aber nicht im­mer der Fall. Oft sieht man übergroße Tiere und Hennen mit sehr langen Rückenpar­tien und Steuerfedern. Enorm ist bei diesem Farbenschlag die Federbreite. Die Grundfarbe ist tiefschwarz mit käfergrünem Glanz. Beim Hahn sind der Hals, Sattel und Flügeldecken silberweiß ohne andersfarbige Einlagerungen, Der Schaftstrich im Halsbehang ist schwarz und darf nicht durchstoßen. Ebenso ist es bei der Henne. Teilweise gibt es hier dunkle Gesichter (Negergesichter), die nicht geduldet werden.

 

Bild großBild großDie schwarz-weißgescheckten Bantam können im Typ und in der Form überzeu­gen. Grünglanz und Federbreite sind hier ausreichend vorhanden. Grundsätzlich soll jede Feder am Ende eine weiße Spitze zeigen. Diese Forderung kann bei Junghäh­nen aber nicht umgesetzt werden, die Hahnenzeichnung kommt erst bei Alttieren voll zur Geltung. Es wird aber auch beim Junghahn eine gezeichnete Brust gefordert.

 

Bild großDie gold-porzellanfarbigen Bantam sind ein beliebter, aber auch sehr schwieriger Farbenschlag. In den letzten Jahren konnten enorme Fortschritte in den Formen und Kopfpunkten erzielt werden. Die Schwanzausbildung der Hähne könnte noch verfei­nert werden, da viele Schwänze noch zu offen sind.  Es wird eine satte Porzellan­farbe gefordert. Lehmige oder gelbfahle, sowie zu dunkle Farben werden nicht tole­riert. Es wird eine ausgeprägte Binden- und Treppenzeichnung verlangt. An den Zeichnungsfedern wird ein schwarzer Tupfen mit einer möglichst nicht auslaufenden Perle gefordert. Grundsätzlich sind an Alttiere höhere Ansprüche an die Farbe zu stellen als bei Jungtieren.

 

Bild großBild großDie zitron-porzellanfarbigen Bantamsind ein noch sehr junger Farbenschlag, der dazu auch noch nicht weit ver­breitet ist. Dementsprechend ist auch der Zuchtstand. In der Regel können die Tiere die geforderte Form und den Typ noch nicht verkörpern. Farblich sollen sie gezeichnet sein wie gold-porzellanfarbige allerdings mit einer zitro­nenfarbigen Grundfarbe. Es gibt auch schon Tiere, die diese Farbe sehr gut zeigen.55

 

Bild großDie gelb mit weißen Tupfen Bantam sind der jüngste Farbenschlag. Es hat sich ein kleiner Züchterkreis gebildet, der diesen Farbenschlag vorantreibt. Die gezeigten Tiere haben schon richtig gute Bantamformen und Kopfpunkte in der richtigen Größe. Die Kopfpunkte der Hähne sowie deren Schwanzausbildung müssen aber noch ver­feinert werden. Gefordert wird eine satt gelbe Grundfarbe, wobei beim Hahn der Halsbehang, Sattelbehang und die Flügeldecken dunkler sind. Brust-, Schenkel- und Bauchfedern haben weiße Endtupfen. Der Schwanz ist weiß mit wenigen schwarzen Einlagerungen. Bei der Henne sind die Endtupfen über das ganze Gefieder verteilt, der Schwanz ist überwiegend weiß.

 

Als Neuzüchtung wurden 2006 die rotgesattelte Bantam  zugelassen.Bantam züchten ist eine Kunst, so sagte es uns jedenfalls immer Altmeister Georg Beck und der musste es ja wissen. Optimale Unterbringung, abwechselungsreiche Ernährung  und Pflege sind die unabdingbaren Voraussetzungen für eine erfolgrei­che Bantamzucht. Bantam sind keine Legemaschinen und müssen sorgfältig auf die Zucht vorbereitet werden. Zuchthennen, ob alt oder jung, bekommen Anfang De­zember ein nicht zu eiweißreiches Futter, damit die Legetätigkeit eingestellt wird. Die Ende Dezember/Anfang Januar nach bestem Wissen und Gewissen zusammenge­stellten Zuchtstämme, die 1,3 nicht überschreiten sollten, bekommen ca. 3 Wochen vor dem beabsichtigen Legebeginn die Tage allmählich künstlich verlängert und er­halten beispielsweise im Futtermittelhandel erhältliches Zuchtfutter, unterstützt durch die Gabe von Sämereien, Grünfutter, Mineralstoffe und gelegentlichen Vitamingaben.
Drei Tage vor dem Schlupf  sollte die Wärmequelle eingeschaltet sowie die Raum­temperatur  reguliert werden. Bantamküken brauchen länger als andere Rassen aus­reichend Wärme. Zugluft und feuchtkalte Witterung mögen die jungen Bantam nicht und man wird sofort einen Stillstand in der Entwicklung feststellen. In den ersten Ta­gen wird handelsübliches Kükenaufzuchtfutter, vermischt mit Haferflocken, gereicht, als Tränke hat sich Kamillentee bestens bewährt. Ab der 2. Woche wird dann tieri­sches und pflanzliches Eiweiß gereicht, um später die für die Bantam typische Fe­derbreite und -fülle zu erreichen. Grün in Form von klein geschnittenem Gras, Brennnesseln usw. wird ebenfalls verfüttert. Die Wärmequelle sollte ca. bis zur 8. Woche in Betrieb bleiben, die Beringung erfolgt zwischen der 6. und 9. Woche.  Auch sollte man spätestens in der 10. Woche die Hennen von den Hähnen trennen, es hat sich bewährt das man einen erfahrenen Althahn zu den jungen Hähnen setzt, der die Kontrollfunktion übernimmt und die Junghähne  zurechtweist, damit diese lernen sich unterzuordnen.  Die besten Hähne, die für die Schauen vorgesehen sind, können in geräumigen Boxen untergebracht werden. Hier ist aber darauf zu achten, das Blick­kontakt zu den anderen Tieren vorhanden ist, da die Hähne ansonsten für eine ge­wisse Zeit in ihrer Entwicklung stehen bleiben. Sie erhalten auch vermehrt Leckerbis­sen wie Sämereien, Mehlwürmer oder Fasanenfutter um Kondition, Wachstum und Federfülle zu fördern. Die Junghennen werden nicht so eiweißreich gefüttert, damit sie in Ruhe ausreifen können und nicht zu früh mit dem Legen beginnen.
Bantam werden am besten in Volieren gehalten. So sind sie vor Raubzeug geschützt und man hat einen besseren Kontakt zu den Tieren, so dass sie bei sachgemäßer Pflege und aufmerksamer Behandlung leicht zahm und zutraulich werden. Ein zu großer Auslauf ist der Form und Figur unserer Bantam sowieso nicht dienlich, sie er­scheinen dann schnell lang und schmal. Die Sitzstangen sollten ca. 30 cm über dem Kotbrett angebracht werden damit sich die Hähne die Sicheln nicht verschmutzen oder beschädigen. Vor Beginn der Schauen sind die Tiere an den Käfig und den Preisrichterstab zu gewöhnen. Sobald sich bei den Jungtieren die Kopfpunkte entwi­ckeln, sollten diese in regelmäßigen Abständen mit einer weichen Zahnbürste und lauwarmen Wasser gereinigt werden um Hautpartikelchen, Schmutz und Futterreste zu entfernen, anschließend werden diese leicht eingefettet. Bewährt hat sich auch das regelmäßige Befeuchten des Gefieders, z.B. mit einer Blumenspritze, um die Federentwicklung zu unterstützen.
Wer so verfährt, wird an seinen Bantam allergrößte Freude haben und auch auf den Ausstellungen erfolgreich sein. Ausstellungstiere brauchen neben den rassetypi­schen Merkmalen auch die regelmäßige Pflege, damit ihre ganze Pracht und Schön­heit voll zur Entfaltung kommt. Diese Anregungen sollen vor allem den jüngeren Bantamzüchtern eine Hilfestellung geben, langjährige, erfahren Bantamzüchter ha­ben sicherlich ihre "Geheimrezepte" wie bei allen anderen Rassen auch. Festzustel­len bleibt jedoch, dass bei allem züchterischen Erfolg erst die richtige Pflege (nicht Manipulation!) einem Spitzentier den letzten Schliff verleiht, denn wie sagte noch un­ser Altmeister Georg Beck: "Siegertiere werden nicht gezogen, die werden gemacht."

Kontaktadresse: Norbert Wies, Am Rullenweg 49, 48653 Coesfeld; Tel. 02541/83732; Email: norbert.wies@bantam-klub.de; Internet: www.bantam-klub.de

 

Harald Kull

 

 

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